Neues aus der Feder

Anlässlich der politischen Veränderungen habe ich ein neues Gedicht für meinen nächsten Gedichtband geschrieben, welches ich Euch nicht vorenthalten möchte.

 

Die eingemauerten Möglichkeiten

 

Man gratuliert im  Weißen Haus
und dankt den Kreditoren.

Voll Freude brüllt der alte Leu

und fühlt sich wie neu geboren.

 

Des Löwen großer Appetit,

er kümmert uns derzeit wenig.

Wir sehen die prächtige Mähne nur

und rufen: Es lebe der König.

 

Wie wärmlich ist doch die Erinnerung

an die alte geordnete Welt.

Die Freiheit ist nicht das perfekte Geschenk,

dass jedermann gleichsam gefällt.

 

In seiner labilen Bequemlichkeit

verspürt der Mensch ein Verlangen.

Der Drang nach Ordnung und Obrigkeit

die Sehnsucht nach einem Tyrannen.

 

Da weiß man doch woran man ist

und lässt sich leiten und lenken.

So bleibt man später schuldenfrei

und erspart sich das lästige Denken.

 

Zu gern vermauert man den Geist

und nennt es realistisch.

Dann richtet man steinerne Mauern auf

und begründet es patriotistisch.

 

Chinesen und Deutsche wissen es längst,

dass Mauern nur Ärger bereiten.

Doch gönnen wir der Bauwirtschaft

dieses Glück in solch schwierigen Zeiten.

 

Und endet die schöne Autokratie

in einem Kriege wie immer.

So liefern die Überreste der Wand

die dekorativsten Trümmer.

 

Thomas Hofglück