Vorwort:
Man sollte die Fähigkeiten und Bedürfnisse eines Menschen nie nach seinem Äußeren beurteilen.
Mit großer Freude und Zuversicht
betrat die Hausfrau den Garten.
Sie sah die rote Frucht so gern
und wollte nicht länger warten.
Der Hortus war ein Augenschmaus.
Alles war am Wachsen und Blühen.
Nur die Tomaten, zu ihrem Verdruss,
sie waren immer noch grün.
Betrübt ging sie zurück ins Haus
und grübelte in ihrer Not.
Was kann ich nur tun? Was stelle ich an?
Wie krieg ich die Dinger rot?
In karger Hütte am Waldesrand
wohnt ein Männchen weise und alt.
Am Abend im Schutze der Finsternis
schleicht sich die Frau in den Wald.
Ihr üppiger Busen bebt aufgeregt.
Deine Hilfe ist sehr vonnöten.
Klagt sie dem Alten, der schaut sie an
und verspricht die Tomaten zu röten
Mädchen, so spricht er in leisem Ton
und erhebt seinen Zeigefinger,
geh nackt in den Garten um Mitternacht!
Dann röten sie sich die Dinger.
Und jede Nacht wie er gesagt,
immer zur zwölften Stunde,
entblättert sie sich und im Mondenschein
geht sie wie gewohnt ihre Runde.
Wie immer bleibt sie bei der Bank
am Apfelbaume stehen.
Die Äpfel sind so wohlgeformt
so reif und so wunderschön.
Am Blumenbeete bückt sie sich
und prüft den Duft bedächtig.
Die Kelche öffnen sich bereits
und die Blüte leuchtet so prächtig.
Ach, klagte sie dem Männchen dann,
ich wandelte jede Nacht.
Ja, seufzte das Männlein und sprach zu sich.
Ich hab über dich gewacht.
Die Tomaten sind immer noch grasegrün
begann sie zu berichten.
Doch die Gurken obgleich vom Tau geplagt,
beginnen sich aufzurichten.